
Entscheidungen (Teil 2/3)
Inhalt
Der Entscheidungsprozess

Willkommen zum zweiten Teil meiner Beitragsserie zum Thema Entscheidungen. Im ersten Teil haben wir uns mit Entscheidungen innerhalb von Gruppen beschäftigt. In diesem zweiten Teil geht es um den Entscheidungsprozess und wie man in den meisten Fällen durch Einhaltung einer einfachen Vorgehensweise zu guten Entscheidungen kommen kann. Dabei orientiere ich mich an dem empfehlenswerten Buch „Führen, Leisten, Leben“ von dem renommierten Managementexperten Prof. Dr. Fredmund Malik.
Die einfache Abfolge von Schritten:
- präzise Bestimmung des Problems,
- Spezifikation der Anforderungen, die die Entscheidung erfüllen muss,
- Herausarbeiten aller Alternativen
- Analyse der Risiken und Folgen für jede Alternative und die Festlegung der Grenzbedingungen,
- Entschluss selbst,
- Einbau der Realisierung in die Entscheidung,
- Etablierung von Feedback: Follow-up und Follow-through.
Sehen wir uns die einzelnen Schritte mal nacheinander genauer an:
Die Bestimmung des Problems
Zu Beginn eines Entscheidungsprozesses ist es notwendig das vorliegende Problem gründlich und vollständig zu bestimmen. Es geht nicht darum Meinungen und Symptome des Problems zu erkennen, sondern die Tatsachen und Ursachen hinter den Symptomen und Meinungen zu erkennen.
Mindestens ist zu bestimmen, ob es sich um einen Einzelfall oder ein Grundsatzproblem handelt. Denn die Lösungen für diese beiden unterschiedlichen Fälle können grundverschieden sein. Während Einzelfälle pragmatisch und schnell gelöst werden können, braucht man für ein Grundsatzproblem auch eine grundsätzliche Lösung, die sehr gut durchdacht sein muss.
Die Leitfrage muss also lauten: „Worum geht es hier wirklich?„.
Von einem falsch verstandenen Problem kann man nie zu einer richtigen Lösung kommen.
Die Definition der Spezifikationen
Eine Entscheidung muss immer gewisse Anforderungen erfüllen. Und diese müssen im zweiten Schritt spezifiziert werden. Wir müssen uns von der Frage führen lassen: „Was wäre richtig?„. Es darf jedoch nicht das Maximum an zu erfüllenden Anforderungen angenommen werden, sondern das Minimum an Anforderungen, die die Entscheidung zu erfüllen hat muss klar und präzise definiert werden.
Während der Entscheidungsfindung und spätestens während der Umsetzung werden Kompromisse eingegangen werden müssen. So weit sind wir aber noch nicht und an dieser Stelle – bei der Definition der Spezifikationen – sollten noch keine Kompromisse eingegangen werden. Wir suchen – kompromisslos – den minimalen Idealzustand. Denn wenn die zu treffende Entscheidung nicht einmal das definierte Minimum erfüllt, dann treffen wir sie lieber gar nicht.
Die Suche nach Alternativen
Jetzt geht es ans Eingemachte und wir suchen Alternativen. Häufig werden in dieser Phase zwei Fehler gemacht: Erstens begnügt man sich häufig mit den ersten paar Alternativen die gefunden werden. Und zweitens betrachtet man den jetzigen Zustand nicht als Alternative. Der Status quo stellt aber durchaus auch eine Alternative dar. Zwar vermutlich in den meisten Fällen nicht immer die beste – denn sonst hätte man ja keine Probleme – aber eben nicht immer. Zumindest kennen wir beim Status quo schon die Probleme. Bei den anderen Alternativen werden vermutlich auch Probleme entstehen, diese sind uns derzeit aber noch nicht bekannt.
Das Durchdenken der Folgen und Risiken jeder Alternative
Der vierte Schritt ist meistens der arbeitsintensivste Teil der Entscheidungsfindung. Nämlich das gründliche, sorgfältige und systematische Durchdenken aller Folgen und Risiken, die mit jeder Alternative verbunden sind.
Als erstes muss man durchdenken, wie lange die einzelnen Alternativen eine Organisation zeitlich festlegen würden und wie reversibel die Entscheidung wäre.
Darüber hinaus müssen für jede Alternative die Grenzkonditionen festgelegt werden. Man kann dazu auch Annahmen oder Prämissen sagen. Wichtig ist, dass man nicht an der ursprünglichen Entscheidung festhalten darf, wenn einer der Grenzbedingungen eintrifft. Zur Bestimmung der Grenzkonditionen hilft die Frage „Bei Eintreten welcher Umstände wollen wir akzeptieren, dass wir uns getäuscht haben?„.
Der Entschluss
Wenn alle vorherigen Schritte sorgfältig gemacht wurden, kann man jetzt entscheiden. Und man muss es auch, weil man alles getan hat, was ein Mensch tun kann um zu einer Entscheidung zu gelangen.
Zum Abschluss aller Analysen sollte man sich nochmal selbst die Gelegenheit geben auf seine innere Stimme zu hören. Ganz egal, ob dies bedeutet nochmal „eine Nacht darüber zu schlafen“ oder ob man einen Spaziergang im Wald macht. Die Intuition sollte nicht ungefragt bleiben. Und wenn diese sagt, dass hier etwas nicht stimmt, ist das hoffentlich Grund genug nochmal von Vorne anzufangen – wenn man denn die Möglichkeit dazu hat.
Die Realisierung der Entscheidung
Viele glauben, dass mit dem Entschluss eine Entscheidung getroffen worden sei. Dem ist aber nicht so! Der wesentliche Teil einer Entscheidung kommt sogar erst noch mit den nächsten beiden Schritten. Jetzt geht es darum ein Aktionsprogramm zu definieren: „Was, wer, bis wann?„.
Es müssen kritische Maßnahmen festgelegt und schriftlich fixiert werden. Für jede dieser Maßnahme muss eine Person bestimmt werden, die dafür die Verantwortung trägt. Ich sage ganz bewusst eine Person, nicht ein Team. Zur Realisierung kann wiederum ein Team hinzugezogen werden, jedoch muss es klare und eindeutige Verantwortlichkeiten geben. Und die gibt es nur, wenn eine konkrete Person benannt wird.
Und drittens müssen Termine festgelegt werden. Am besten knappe Termine. Der Grund dafür ist ganz einfach: Man kann jeden Termin verlängern, aber man kann keinen verkürzen.
Die Etablierung von Feedback: Follow-up und Follow-through
Jetzt gilt es die Entscheidung und ihre Realisierung nicht mehr aus den Augen zu lassen. Immer wieder müssen Ergebnisse und Erfolge, mögen sie am Anfang auch noch so klein sein, sichtbar gemacht werden, um die Motivation hochzuhalten. Es muss mit den Verantwortlichen geredet werden, die Fortschritte müssen im Auge behalten werden, bis die Sache erledigt und finalisiert ist.