Was einen Verein von einer Firma unterscheidet
Vor einigen Tagen hatten wir Weihnachtsfeier beim Fußballverein. Eine sehr schöne Veranstaltung, bei der es natürlich hauptsächlich darum ging, auf das vergangene Jahr zurückzublicken, auf das nächste Jahr vorauszublicken und vor allem Danke zu sagen an die vielen unermüdlichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die die Basis des Vereins bilden und diesen mit Leben beseelen.
Viele langjährige Vereinsmitglieder wurden dabei für Ihre Treue zum Verein geehrt. Und eine besondere Auszeichnung gab es für einen unserer jungen Spieler, der jedes Training der vergangenen Halbrunde besucht hatte. Und das obwohl er selbst keinen Führerschein hat und 30 km entfernt wohnt. Entweder kam er mit dem Zug oder seine Freundin hat ihn gefahren, während des Trainings auf ihn gewartet und ihn wieder mit zurück nach Hause genommen. Das ist eine Leidenschaft und ein Engagement, welches besonderer Erwähnung finden muss.
Vor allem ist mir während der Weihnachtsfeier aufgefallen, wie viele unterschiedliche Bereiche im Verein von Helferinnen und Helfern besetzt werden. Küche, Kiosk, Handwerkerarbeiten, Rasenmähen, administrative Aufgaben, Trainingsleitung, Spenden akquirieren, Wirtschaftsdienst und so weiter und so weiter. In den Dankesreden kam natürlich die Vorstandschaft zu Wort, aber auch die Trainer und der Mannschaftskapitän.
Besonders schön zu sehen war dabei, dass jeder alle anderen im Blick hatte. So hat nicht nur der Vorstand den einzelnen Leuten gedankt, sondern ganz unabhängig davon war es auch den Trainern ein anliegen ihren Respekt und ihren Dank zum Ausdruck zu bringen. Für die gleichen Leute. Der Vorstand dankte den Trainern, die Trainer dem Vorstand und beide dankten den vielen weiteren fleißigen Helferinnen und Helfern.
In unserem Verein haben die meisten Leute alle im Blick. Und vor allem: Sie schätzen das Engagement der anderen und sie sind dankbar dafür.
In unserem Verein – und ich glaube, dass es in den meisten anderen Vereinen genauso ist – hat jeder auch die anderen Bereiche und damit den gesamten Verein als Ganzes im Blick.
Ich glaube in vielen Unternehmen ist das nicht wirklich so. Da werkelt jede einzelne Abteilung vor sich hin. Jeder hat seine Ziele, die am Ende vielleicht einzahlen in das Große und Ganze, was wir Unternehmen nennen. Ich glaube aber nicht, dass jeder bei seinem Handeln immer die gesamte Firma im Sinn hat. Und ich glaube auch nicht, dass jeder immer wertschätzt, was die anderen Bereiche und Abteilungen tun. Was die Finanzabteilung macht hat mit mir ja nichts zu tun. Und die Arbeit von der IT-Abteilung ist eh nur gefragt, wenn mal irgendwas nicht funktioniert. Im Verein ist das anders. Da gibt es gemeinsame Ziele, auf die hingearbeitet wird. Irgendwie direkter und unmittelbarer, als das in einem Unternehmen der Fall ist.
Doch warum ist das so?
Ich glaube es liegt daran, dass die Identifikation mit dem eigenen Verein um ein Vielfaches höher ist als mit dem eigenen Unternehmen. Warum? Vermutlich wegen der Kultur, die gelebt wird. Und vermutlich auch deshalb, weil ich mich in meinem Verein mit meinen Stärken und Interessen engagieren kann. Wir sind zwar ein Team aus drei Vorstandsmitgliedern, jedoch übernimmt jeder von uns den Bereich, den er am besten besetzen kann. In unserem Team auf der Arbeit machen alle am Ende des Tages dann doch irgendwie das Gleiche.
Und ich weiß, der Vergleich hinkt natürlich ein wenig. So ganz direkt kann man einen ehrenamtlich geführten Verein natürlich nicht mit einem wirtschaftlich getriebenen Unternehmen vergleichen. Aber manchmal lohnt sich vielleicht der Blick auf die andere Seite, um sich dort etwas nützliches abzuschauen.
Mich interessiert Deine Meinung zu diesem Thema und ich freue mich auf Deinen Kommentar!
One thought on “Was einen Verein von einer Firma unterscheidet”
Tatsächlich ein interessanter Vergleich.
Verein und Geschäft. Am Ende ist die Motivation der Unterschied bei der Zusammenarbeit. Einmal engagiere ich mich, weil ich etwas tue,was mir Freude macht und ich teile die Freude mit Gleichgesinnten. Andererseits arbeite ich, um Geld zu verdienen und mein Leben zu finanzieren. Auch das teile ich mit Gleichgesinnten. Die gleiche Gesinnung gibt hier aber nicht notwendig ein gemeinsames Ziel. Gut ist es, wenn im Beruf das Geldverdienen nicht die alleinige Motivation ist. Je mehr Freude ich an der Arbeit habe desto eher kann ich auch Kollegen mit meiner Freude für ein gemeinsames Ziel motivieren. Es kommt auf jeden einzelnen an und was er daraus macht.