Kommunikationsbotschaften
Als regelmäßiger und treuer Leser meines Blogs, weißt Du schon, dass ich großer Fan von Kommunikation und Sprache bin. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch die Sprache sehr viel über unser Gegenüber erfahren können – vielleicht sogar mehr als ihm lieb und bewusst ist. Und gleichzeitig glaube ich fest daran, dass unsere Sprache unser Denken beeinflusst – und umgekehrt.
Paul Watzlawick hat mal gesagt, „Man kann nicht nicht kommunizieren„. Wir sind also in ständigem Austausch mit unseren Mitmenschen. Auch auf dem täglichen Weg mit der Bahn zur Arbeit kommunizierst Du mit Deinen Mitmenschen. Ja, sogar die Leute, die lediglich mit ihrem Smartphone in der Hand als „Smombie“ in der Bahn sitzen. Durch die Art wie Du sitzt, Deine Blicke, wie Du gekleidet bist, etc. kommunizierst Du mit anderen Menschen.
Kommunikation beschränkt sich dabei nicht auf das gesprochene Wort, sondern umfasst auch Mimik und Gestik oder sonstige Arten von Körpersprache. Du bist quasi unentwegt am Senden von Signalen. Und sobald sich jemand in Deiner Nähe befindet, der auf Empfangsbereitschaft ist und Deine Signale auswertet, bist Du in Kommunikation. Also quasi immer.
Du kommunizierst auf die verschiedensten Arten und Weisen und nicht nur auf verschiedenen Ebenen, sondern auch mit Hilfe verschiedener Arten von Botschaften. Und darum soll es in diesem Blog-Artikel gehen.
Inhalt
Ich- und Du-Botschaften
Ich-Botschaften sorgen für eine offene, wertschätzende und direkte Kommunikation. Dagegen sind Du-Botschaften oftmals ein wenig schwieriger. Sie schaffen eine schwierige Atmosphäre, da sie häufig versteckte Botschaften enthalten, die anklagend wirken können. Als Sender von Du-Botschaften lenkst Du eher vom eigenen Handeln und Empfinden ab und begibst Dich in eine passive Rolle. Der Fokus richtet sich auf den anderen, was oftmals verletzend wirken kann und den anderen zu Reaktionen zwingt.
Ich-Botschaften dagegen rücken den Fokus auf Dich als Sender. Sie sind dazu geeignet Informationen, Eindrücke, Empfindungen und Beobachtungen auszudrücken. Als Sender von Ich-Botschaften übernimmst Du die Verantwortung für die Aussagen. Lass uns ein ganz plattes Beispiel nehmen, um den Unterschied deutlich zu machen:
„Du bist schon wieder unpünktlich“
Du-Botschaft
„Ich habe hier eine halbe Stunde auf dich gewartet und mich total geärgert, weil ich viel zu tun habe. Ich fühle mich nicht ernstgenommen und nicht respektiert, wenn du unsere Termine nicht einhältst.“
Ich-Botschaft
Man- und Wir-Botschaften
Vorsicht bei Man-Botschaften. Sie werden sehr häufig dazu genutzt, um von sich selbst abzulenken und die Verantwortung an „irgendjemand“ Drittes abzugeben. Häufig versucht der Sender mit Man-Botschaften eine Distanz zu schaffen. Zum Thema oder zum Empfänger. Versucht er vielleicht sein Handeln oder Nicht-Handeln zu rechtfertigen oder die Verantwortung dafür abzuschieben? Man-Botschaften halten indes alles vage und unkonkret. So muss „man“ am Ende keine Verantwortung dafür übernehmen.
Auch Wir-Botschaften sind häufig ein Fluchtmanöver. Ähnlich wie bei den Man-Botschaften kannst Du mit den Wir-Botschaften sehr einfach von Deiner eigenen Person ablenken und indirekte Andeutungen machen. Der Sender sucht Rechtfertigungen für sein Handeln und abstrahiert die Sachlage. „Wir sollten unsere Prozesse überdenken„. Von zukunftsgerichtetem Handeln sind „wir“ mit diesem Satz sehr weit entfernt.
Wenn Du authentisch klingen möchtest und eine persönliche Bindung erschaffen willst, solltest Du Man- und Wir-Botschaften dringend vermeiden und lieber die Ich-Botschaft wählen.
Versuche in den nächsten Tagen mal darauf zu achten, wie häufig Man- und Wir-Botschaften in Deinem Umfeld verwendet werden. Wenn Du darauf achtest, wirst Du überrascht sein, wie häufig das vorkommt. Manchmal lasse ich mich dann zu der Rückfrage „Wer genau ist eigentlich man?“ verleiten. 😉
Explizite und implizite Botschaften
Explizite Botschaften erkennst Du daran, dass der Sender diese klar und offen formuliert. Sie lässt kaum Raum für Interpretationen. Bei impliziten Botschaften ist das genau andersherum.
Auch hier ein kleines Beispiel:
„Ich möchte Dich bitten, unseren gemeinsamen Bekannten heute am Flughafen abzuholen.“
Explizite Botschaft
„Unser gemeinsamer Bekannter, müsste heute noch vom Flughafen abgeholt werden.“
Implizite Botschaft
Vielleicht ergibt sich für den Sender die Aufforderung durch die Hierarchie, jedoch ist es damit noch lange nicht gesagt, dass die Botschaft beim Empfänger auch genauso ankommt. Daher sind Missverständnisse bei impliziten Botschaften vorprogrammiert.
Häufig werden implizite Botschaften in nonverbaler Form kommuniziert. Aber was genau ist denn jetzt besser? Explizite oder implizite Botschaften? Die Antwort ist: Beide. Es gibt hier – wie so häufig – kein Richtig oder Falsch. Beide Arten können sinnvoll sein, wenn sie in der richtigen Situation genutzt werden. Explizite Botschaften verhelfen Dir dazu ganz klar zu formulieren, was in Deinem Sinne ist und was Du möchtest. Auch der Empfänger weiß dann direkt, was Du von ihm erwartest.
Aber eine explizite Botschaft kann auch durch ein klares „Nein“ beantwortet werden, was Dich eventuell in Schwierigkeiten bringen kann. Und beim Sender kann eine explizite Botschaft einen gewissen Stress auslösen.
Manchmal sind also implizite Botschaften angebracht. Anstatt Deinem Arbeitskollegen deutlich zu sagen, dass er Mundgeruch hat, solltest Du ihm vielleicht besser ein Pfefferminz-Bonbon anbieten. Dann aber auf die Gefahr hin, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl nicht versteht. 😉
Kongruente und inkongruente Botschaften
Den Begriff „kongruent“ könnte man am besten mit „deckungsgleich“ oder „stimmig“ übersetzen. Bei einer kongruenten Botschaft passen also alle Teilaspekte zusammen. Das gesprochene Wort, die Körpersprache und die Stimme ergeben eine einheitliche Botschaft und widersprechen sich nicht.
Bestimmt ist es Dir auch schon mal passiert, dass Du wahrgenommen hast, dass das gesprochene Wort und die Körpersprache sich widersprechen. Intuitiv nehmen wir die Körpersprache als ehrlicher wahr, wir glauben ihr mehr als dem gesprochenen Wort. Dadurch wird die Botschaft inkongruent.
Inkongruente Botschaften werden auch als Doppelbotschaften bezeichnet, da sie zwei unterschiedliche und sich widersprechende Botschaften vermitteln. Inkongruente Botschaften führen häufig zu Kommunikationsstörungen und Missverständnissen, wenn auch manchmal nur zu einem merkwürdigen Gefühl, weil wir uns der Bedeutung der Körpersprache und Mimik nicht immer bewusst sind.
Doch was tun, wenn Du eine inkongruente Botschaft erhältst? Am sinnvollsten ist es, direkt beim Gegenüber nachzufragen und um Aufklärung zu bitten.
Wie kommt es überhaupt zu Doppelbotschaften? Im Grunde kann man sagen, dass ein Mensch zu inkongruenten Botschaften neigt, wenn er sich in Bezug zu einem Thema ambivalent fühlt. Dann geht er evtl. dazu über zu lügen. Dabei kann der Grund für diese Lüge natürlich vielfältig sein. Vielleicht verspricht er sich davon einen Vorteil, vielleicht hat er Sorgen oder Ängste, evtl. ist er unsicher oder will ethischen und erzieherischen Normen gerecht werden. Vielleicht will er sogar den Empfänger schützen. Hier solltest Du nicht spekulieren, sondern ganz offen nachfragen.
Du kannst nicht nicht kommunizieren. Versuche auf die Art der Botschaften zu achten, vor allem bei Dir selbst, aber auch bei Deinem Gegenüber. So werden sich zukünftig sehr viele Missverständnisse vermeiden lassen.
3 thoughts on “Kommunikationsbotschaften”
Vielen Dank für den Artikel. Werde ich sicherlich in Erinnerung behalten und auch mal „anwenden“.
Kennst du eigentlich Stefan Verra?
https://www.stefanverra.com/
Viele Grüße!
Hallo Oliver,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, Stefan Verra ist mir ein Begriff, hauptsächlich im Kontext von Körpersprache. Ich hatte sogar schon mal die große Freude ihn Live sehen zu dürfen.
Viele Grüße
Steffen
Ja, die Freude hatte ich auch schon, liegt aber schon ein paar Jahre zurück. Im Rahmen einer Kundenveranstaltung trat er auf.