Fehlerkultur und die Feedback-Aufwärtsspirale
Ist es dir schon mal passiert, dass Du Dich beim Autofahren „verschaltet“ hast? Man versucht einen anderen Gang einzulegen, tritt aber scheinbar nicht ordentlich genug auf das Kupplungspedal. Der Gang lässt sich nicht einlegen und die Kupplung beschwert sich. Was macht man dann normalerweise? Man drückt nochmals auf das Pedal und versucht es erneut – dann meistens mit Erfolg.
Oder hast Du beim Duschen schon mal das Wasser zu heiß eingestellt? Danach drehst Du das Wasser vermutlich weiter zurück nach rechts und probierst es nochmal.
In beiden Fällen würdest Du wohl eher nicht davon sprechen, dass Du beim Autofahren oder Duschen gescheitert bist, oder?
Ich habe schon öfter davon gehört, dass in der USA eine andere Fehlerkultur gelebt wird. Wenn man dort daran scheitert sein eigenes Business aufzubauen, würde man mit Hochachtung betrachtet. Hier in Deutschland habe man direkt einen Makel. Ob die Unterschiede tatsächlich so groß sind weiß ich nicht und wage ich auch zu bezweifeln, aber dennoch ist es so, dass es kaum eine ordentliche Fehlerkultur in Deutschland gibt. Und das fängt schon bei der inneren Einstellung – dem Mindset – von uns selbst an.
Dabei müssten wir doch einfach nur die Betrachtungsweise eines Fehlers ändern.
Gehen wir doch einfach davon aus, dass es sich bei einem Fehler (das Wasser zu heiß einstellen oder sich im Auto verschalten) um ein Feedback des Systems handelt. Das heiße Wasser weißt Dich genauso wie das (zugegebenermaßen widerliche) Geräusch der Kupplung darauf hin, dass Du fehlerhaft vorgegangen bist. Na und? Lerne aus dem Fehler und probiere es nochmal.
Die Vorgehensweise der beiden Beispiele lassen sich auf zahlreiche Dinge im Leben übertragen. Ein Kundentermin ist scheiße gelaufen? Du bekommst ein Feedback vom System und kannst daraus erlernen. Das mit dem Abnehmen hat nicht geklappt? Ein Feedback vom System, dass Du an der Vorgehensweise etwas ändern solltest (und ich weiß wovon ich spreche ;)).
Jeder Fehler gibt die Gelegenheit besser zu werden. Zu scheitern ist also nichts anderes als eine Feedback-Aufwärtsspirale. Je mehr Rückschläge, desto mehr Feedback, desto mehr kann man sich verbessern.
In dem Wort „gescheitert“ steckt das Wort „gescheiter“, denn genau das werden wir nach Rückschlägen. Wir lernen daraus und werden schlauer. Um es das nächste Mal besser zu machen.
Wenn sich unser Mindset beim Thema Fehler ändert und wir diese als Feedback des Systems und als Einladung zur Verbesserung begreifen, fällt es uns leichter mit Rückschlägen umzugehen und immer weiter an uns zu arbeiten.