Die Big Five der Persönlichkeit
Big Five beschreibt die fünf Hauptdimensionen einer Persönlichkeit in der Psychologie, unter der sich jeder Mensch einordnen lässt.
Entstanden sind die Big Five in den 1930er Jahren durch die Wissenschaftler Louis Thurstone, Gordon Allport und Henry Sebastian Odbert. Interessanterweise wurde dafür der lexikalische Ansatz verwendet. Diesem liegt die Auffassung zugrunde, dass sich Persönlichkeitsmerkmale in der Sprache niederschlagen. Daher wurden insgesamt fünf Sprachen untersucht und dabei haben die Wissenschaftler festgestellt, dass eben genau die gleichen fünf Faktoren der Persönlichkeit in allen Sprachen im Wörterbuch häufig repräsentiert sind.
Seither wurden die Big Five durch eine Vielzahl von Studien belegt und gelten heute als Standardmodell der Persönlichkeitsforschung.
Ganz wichtig dabei ist zu erwähnen, dass die Big Five lediglich ein beschreibendes Element sind. Sie enthalten keine Wertung über die einzelnen Faktoren und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, wenn Faktoren stark oder schwach ausgeprägt sind.
Inhalt
Offenheit
Mit dem Faktor Offenheit wird das Interesse und das Ausmaß der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken beschrieben.
Menschen mit einem hohen Wert bei Offenheit behaupten häufig, dass sie eine rege Phantasie haben und ihre positiven und negativen Gefühle deutlich wahrnehmen können. Außerdem sind sie wissbegierig, experimentierfreudig und künstlerisch interessiert. Sie verhalten sich häufig unkonventionell, stellen bestehende Regeln und Normen in Frage, möchten neue Dinge ausprobieren und möchten es abwechslungsreich.
Personen mit einem geringen Offenheitswert bevorzugen eher das Bekannte und Gewohnte und haben meist eine eher konservative Einstellung.
Gewissenhaftigkeit
Dieser Faktor beschreibt den Grad an Selbstkontrolle, Genauigkeit und Zielstrebigkeit.
Wenn jemand über einen hohen Grad an Gewissenhaftigkeit verfügt, handelt derjenige eher organisiert, sorgfältig, strukturiert, zuverlässig und effektiv.
Leute mit einem eher geringen Grad an Gewissenhaftigkeit sind eher chaotisch, spontan und ungenau.
Extraversion
Mit Extraversion wird die Aktivität und das zwischenmenschliche Verhalten beschrieben. Teilweise wird dafür auch der Begriff Begeisterungsfähigkeit verwendet.
Personen mit hohen Extraversionswerten sind optimistisch und herzlich. Sie haben ein großes Interesse an Menschen, sind gesprächig, gesellig und aktiv.
Introvertierte Personen sind hingegen eher zurückhaltend bei sozialen Interaktionen. Sie sind gerne alleine und wollen unabhängig sein.
Verträglichkeit
Die Verträglichkeit beschreibt genauso wie die Extraversion das Verhalten gegenüber anderen Menschen.
Menschen mit einem hohen Maß an Verträglichkeit werden durch ihre Uneigennützig- und Selbstlosigkeit erkannt. Sie reagieren anderen gegenüber verständnisvoll und mitfühlend. Sie neigen dazu anderen zu helfen, fassen leicht Vertrauen zu anderen und sind häufig nachgiebig.
Jemand mit einem geringen Maß an Verträglichkeit verhält sich eher wettbewerbsorientiert als kooperativ. Sie ist streitbar, egozentrisch und misstrauisch gegenüber den Absichten anderer Menschen.
Neurotizismus
Neurotizismus beschreibt, wie gut jemand mit negativen Emotionen umgehen kann und wird manchmal auch als emotionale Labilität bezeichnet.
Personen mit einer hohen Ausprägung erleben häufiger Angst, Trauer, Unsicherheit und Verlegenheit. Diese Empfindungen werden bei ihnen leichter ausgelöst und bleiben meist länger bestehen.
Eher ruhige, zufriedene, stabile und gelassene Menschen haben einen niedrigen Neurotizismuswert. Sie erleben seltener negative Gefühle und können meist besser damit umgehen.
Übersicht
Im Amerikanischen werden die Big Five auch als „OCEAN“ Modell bezeichnet, abgeleitet von den Anfangsbuchstaben der fünf Persönlichkeitsfaktoren.
In diesem Kontext bedeutet eine schwache bzw. starke Ausprägung, dass die Werte der Person sich signifikant vom Normwert unterscheidet.
Fazit
Die Big Five können z. B. mit Fragebogen erfasst und ausgewertet werden. So gibt es sowohl klassische Tests mit Stift und Papier als auch computerbasierte Tests. Mittlerweile werden diese z. B. in Berufsauswahlprozessen verwendet, um eine fundierte Potentialberatung durchzuführen.
Übrigens sind es genau diese Auswertungen, die Campridge Analytica während der Wahl des US Präsidenten und dem Volkentscheid zum Brexit gemacht haben soll, um zielgruppenorientierte Werbung zu schalten.
Bei einer Auswertung der Facebook-Likes von 86.000 Usern konnten deren Big Five sehr genau erkannt werden. Die Auswertung war genauer als die Angaben der Facebook-Freunde. Aber Gott sei Dank nicht ganz so genau wie die Angaben der Lebenspartner.